Kinder besser schützen
Sportkreis bietet Kindeswohl-Schulung an

Teaser: Der Sportkreis Werra-Meißner und die Sportjugend Hessen wollen Kinder und Jugendliche besser vor Gewalt und Missbrauch schützen und schulen dazu Ansprechpersonen in den Vereinen.
Vereinssport kann ein großes Potenzial für die Entwicklung und Förderung von Kindern und Jugendlichen haben. Doch es gibt ein Bild, das nicht zum insgesamt positiven Image des Sports passt: der (sexuelle) Missbrauch von Kindern in Sportvereinen. Um Kinder und Jugendliche besser vor Gewalt und Missbrauch zu schützen, bieten der Sportkreis Werra-Meißner sowie die Sportjugend Hessen Kurse für Vereinsmitglieder zur Schulung im Bereich Kindeswohl an.
„Unser Ziel ist es, präventiv zu arbeiten“, sagt Laura Heckmann, Jugendleiterin beim Sportkreis Werra-Meißner und Referentin für die Sportjugend Hessen zum Thema Kindeswohl. „Beim Sportkreis Werra-Meißner und besonders bei der Sportjugend Werra-Meißner setzen wir uns intensiv mit dem Thema Kindeswohl auseinander.“ Zwar gäbe es in mehreren Vereinen im Werra-Meißner-Kreis bereits geschulte Ansprechpartnerinnen und -partner zum Thema Kindeswohl, doch seitdem das Thema seit 2019 verstärkt aufgekommen war, habe dessen Priorität abgenommen.
Grund dafür sei unter anderem das Problem der Sportvereine, überhaupt ehrenamtliche Übungsleiterinnen und -leiter zu finden, so Laura Heckmann. „Wenn sich jemand als Trainerin oder Trainer im Kinder- und Jugendbereich bei einem Sportverein anbietet, dann aber noch das erweiterte Führungszeugnis vorlegen muss, wirkt das für viele abschreckend“, sagt Laura Heckmann. Denn in der Regel benötigen Übungsleiter in Deutschland, die mit Kindern arbeiten, ein erweitertes Führungszeugnis. Damit soll ausgeschlossen werden, dass gegen die Person einschlägige Einträge im Zentralen Melderegister vorliegen.
Wer Ansprechperson für Kindeswohl im Sportverein werden möchte, muss eine Schulung absolvieren, wie es von der Sportjugend Hessen heißt. „Diese Schulung umfasst zwölf Lerneinheiten á 45 Minuten“, so Anna Stender von der Sportjugend Hessen. „Im Rahmen der Schulung werden wichtige Grundlagen zu Grenzüberschreitungen und Formen interpersoneller Gewalt geschult, auf Präventionsmöglichkeiten im Verein sowie auf erste Schritte in der Intervention von Vorfällen geschaut.“ Laut Laura Heckmann stehe der Landkreis erst am Anfang, was das Thema Kindeswohl betrifft. Die SG Frieda/Schwebda/Aue hat kürzlich eine Beauftragte für Kindeswohl im Verein eingesetzt.
„Sport im Verein soll eine sichere Gemeinschaft darstellen“, sagt Steffi Wagner. Sie ist die Ansprechpartnerin für Kindeswohl bei der SG Frieda/Schwebda/Aue (SG FSA) und hat sich in einem Kurs der Sportjugend Hessen zu dem Thema schulen lassen. Mit ihrem Beispiel will die SG FSA weitere Vereine aus dem Landkreis „mit ins Boot holen“ und damit die Wichtigkeit der Thematik hervorheben, so Vorstandsmitglied Jürgen Heising. Als Steffi Wagner auf der Internetseite der Sportjugend Hessen die Schulungsmöglichkeit zur Beauftragten für Kindeswohl sah, meldete sie sich gleich beim Vorstand der SG FSA. „Für mich und die Vorstandsmitglieder spielt das Thema Kindeswohl eine wichtige Rolle“, sagt sie. „Schnell wurden wir uns einig, dass wir eine Ansprechperson im Verein brauchen und wollen.“
Weil der Missbrauch von und Gewalt an Kindern ein sensibles Thema ist, habe sie nicht damit gerechnet, dass ihr Vorstoß von allen Vereinsmitgliedern positiv aufgenommen würde. „Teils kam die Frage auf, ob etwas vorgefallen sei“, sagt Steffi Wagner. „Aber unser Ziel, und im Übrigen auch das, welches die Sportjugend Hessen durch die Schulungen erreichen will, ist die Prävention.“ Und falls doch einmal ein Missbrauchsfall auftreten sollte, sei sie da, um weitere Schritte einzuleiten und in der Situation korrekt zu handeln.
Neben dem Vorstand signalisierten auch die Trainerinnen und Trainer der Spielgemeinschaft, dass sie das Thema Kindeswohl als äußerst wichtig betrachten. „Obwohl sie ihre erweiterten Führungszeugnisse vorlegen mussten, erhielten wir nur Zustimmung für unser Vorhaben“, sagt Vorstandsmitglied Jürgen Heising. Auch für die Eltern der Kinder gebe eine geschulte Person für Kindeswohl in einem Verein Sicherheit, so Steffi Wagner. „Es ist nun mal so, dass die Eltern ihre Kinder für die Zeit des Trainings bei einer fremden Person abgeben“, sagt sie. „Das bedeutet, eine Menge Vertrauen in diese zu setzen.“
Bei dem „hochsensiblen Thema“ gehe es jedoch nicht nur darum, präventiv zu arbeiten und Übergriffe von Trainern zu verhindern. Auch das Erkennen und dem Helfen von Kindern, die beispielsweise zu Hause missbraucht oder von anderen Kindern gemobbt werden, gehört zum Aufgabenfeld von Steffi Wagner. Ideal wäre es, so Vorstandsmitglied Heising, wenn sich im Landkreis ein Netzwerk unter Vereinen aufbauen würde, um weiter für das Thema Kindeswohl zu sensibilisieren. „Keiner darf wegschauen, wenn es um Kindesmissbrauch geht“, sagt Steffi Wagner. „Deshalb wollen wir auch ein Vorbild für andere Vereine sein.“
Hintergrund: Förderung durch die Sportjugend Hessen: Aktuell gibt es keine grundsätzliche Verpflichtung in Hessen, eine Person als Ansprechperson für Kindeswohl im Verein zu schulen. Die Sportjugend Hessen hat jedoch Förderungen für Jugendarbeit im Sport an das Vorhandensein von Mindeststandards gekoppelt. Dazu gehört auch, eine Ansprechperson zum Thema Kindeswohl im Verein zu haben. Die Mindeststandards empfiehlt die Sportjugend Hessen als erste Maßnahmen, die in einem Verein umgesetzt werden sollten.
Schulung zum Thema Kinderwohl: Der Sportkreis Werra-Meißner bietet einen Sensibilisierungs-Kurs zum Thema Kindeswohl am 15. September in Bad Sooden-Allendorf (18 bis 21 Uhr, Servicestelle Sport, Huhngraben 2, Bad Sooden-Allendorf, Anmeldung erforderlich) für alle Interessierten aus Sportvereinen an. Zudem soll laut Laura Heckmann, Jugendleiterin beim Sportkreis Werra-Meißner und Referentin für die Sportjugend Hessen zum Thema Kindeswohl, eine Veranstaltung im Rahmen der „Safe Kids“-Kampagne stattfinden, bei der Kinder lernen, Missbrauch zu erkennen und dagegen vorzugehen. Die Sportjugend Hessen bietet pro Jahr mehrere Schulungen zum Thema Kindeswohl an.
Text: Marius Gogolla, Redakteur Werra-Rundschau
Veröffentlicht: 03.06.2025, WR & HNA
Vereinssport kann ein großes Potenzial für die Entwicklung und Förderung von Kindern und Jugendlichen haben. Doch es gibt ein Bild, das nicht zum insgesamt positiven Image des Sports passt: der (sexuelle) Missbrauch von Kindern in Sportvereinen. Um Kinder und Jugendliche besser vor Gewalt und Missbrauch zu schützen, bieten der Sportkreis Werra-Meißner sowie die Sportjugend Hessen Kurse für Vereinsmitglieder zur Schulung im Bereich Kindeswohl an.
„Unser Ziel ist es, präventiv zu arbeiten“, sagt Laura Heckmann, Jugendleiterin beim Sportkreis Werra-Meißner und Referentin für die Sportjugend Hessen zum Thema Kindeswohl. „Beim Sportkreis Werra-Meißner und besonders bei der Sportjugend Werra-Meißner setzen wir uns intensiv mit dem Thema Kindeswohl auseinander.“ Zwar gäbe es in mehreren Vereinen im Werra-Meißner-Kreis bereits geschulte Ansprechpartnerinnen und -partner zum Thema Kindeswohl, doch seitdem das Thema seit 2019 verstärkt aufgekommen war, habe dessen Priorität abgenommen.
Grund dafür sei unter anderem das Problem der Sportvereine, überhaupt ehrenamtliche Übungsleiterinnen und -leiter zu finden, so Laura Heckmann. „Wenn sich jemand als Trainerin oder Trainer im Kinder- und Jugendbereich bei einem Sportverein anbietet, dann aber noch das erweiterte Führungszeugnis vorlegen muss, wirkt das für viele abschreckend“, sagt Laura Heckmann. Denn in der Regel benötigen Übungsleiter in Deutschland, die mit Kindern arbeiten, ein erweitertes Führungszeugnis. Damit soll ausgeschlossen werden, dass gegen die Person einschlägige Einträge im Zentralen Melderegister vorliegen.
Wer Ansprechperson für Kindeswohl im Sportverein werden möchte, muss eine Schulung absolvieren, wie es von der Sportjugend Hessen heißt. „Diese Schulung umfasst zwölf Lerneinheiten á 45 Minuten“, so Anna Stender von der Sportjugend Hessen. „Im Rahmen der Schulung werden wichtige Grundlagen zu Grenzüberschreitungen und Formen interpersoneller Gewalt geschult, auf Präventionsmöglichkeiten im Verein sowie auf erste Schritte in der Intervention von Vorfällen geschaut.“ Laut Laura Heckmann stehe der Landkreis erst am Anfang, was das Thema Kindeswohl betrifft. Die SG Frieda/Schwebda/Aue hat kürzlich eine Beauftragte für Kindeswohl im Verein eingesetzt.
„Sport im Verein soll eine sichere Gemeinschaft darstellen“, sagt Steffi Wagner. Sie ist die Ansprechpartnerin für Kindeswohl bei der SG Frieda/Schwebda/Aue (SG FSA) und hat sich in einem Kurs der Sportjugend Hessen zu dem Thema schulen lassen. Mit ihrem Beispiel will die SG FSA weitere Vereine aus dem Landkreis „mit ins Boot holen“ und damit die Wichtigkeit der Thematik hervorheben, so Vorstandsmitglied Jürgen Heising. Als Steffi Wagner auf der Internetseite der Sportjugend Hessen die Schulungsmöglichkeit zur Beauftragten für Kindeswohl sah, meldete sie sich gleich beim Vorstand der SG FSA. „Für mich und die Vorstandsmitglieder spielt das Thema Kindeswohl eine wichtige Rolle“, sagt sie. „Schnell wurden wir uns einig, dass wir eine Ansprechperson im Verein brauchen und wollen.“
Weil der Missbrauch von und Gewalt an Kindern ein sensibles Thema ist, habe sie nicht damit gerechnet, dass ihr Vorstoß von allen Vereinsmitgliedern positiv aufgenommen würde. „Teils kam die Frage auf, ob etwas vorgefallen sei“, sagt Steffi Wagner. „Aber unser Ziel, und im Übrigen auch das, welches die Sportjugend Hessen durch die Schulungen erreichen will, ist die Prävention.“ Und falls doch einmal ein Missbrauchsfall auftreten sollte, sei sie da, um weitere Schritte einzuleiten und in der Situation korrekt zu handeln.
Neben dem Vorstand signalisierten auch die Trainerinnen und Trainer der Spielgemeinschaft, dass sie das Thema Kindeswohl als äußerst wichtig betrachten. „Obwohl sie ihre erweiterten Führungszeugnisse vorlegen mussten, erhielten wir nur Zustimmung für unser Vorhaben“, sagt Vorstandsmitglied Jürgen Heising. Auch für die Eltern der Kinder gebe eine geschulte Person für Kindeswohl in einem Verein Sicherheit, so Steffi Wagner. „Es ist nun mal so, dass die Eltern ihre Kinder für die Zeit des Trainings bei einer fremden Person abgeben“, sagt sie. „Das bedeutet, eine Menge Vertrauen in diese zu setzen.“
Bei dem „hochsensiblen Thema“ gehe es jedoch nicht nur darum, präventiv zu arbeiten und Übergriffe von Trainern zu verhindern. Auch das Erkennen und dem Helfen von Kindern, die beispielsweise zu Hause missbraucht oder von anderen Kindern gemobbt werden, gehört zum Aufgabenfeld von Steffi Wagner. Ideal wäre es, so Vorstandsmitglied Heising, wenn sich im Landkreis ein Netzwerk unter Vereinen aufbauen würde, um weiter für das Thema Kindeswohl zu sensibilisieren. „Keiner darf wegschauen, wenn es um Kindesmissbrauch geht“, sagt Steffi Wagner. „Deshalb wollen wir auch ein Vorbild für andere Vereine sein.“
Hintergrund: Förderung durch die Sportjugend Hessen: Aktuell gibt es keine grundsätzliche Verpflichtung in Hessen, eine Person als Ansprechperson für Kindeswohl im Verein zu schulen. Die Sportjugend Hessen hat jedoch Förderungen für Jugendarbeit im Sport an das Vorhandensein von Mindeststandards gekoppelt. Dazu gehört auch, eine Ansprechperson zum Thema Kindeswohl im Verein zu haben. Die Mindeststandards empfiehlt die Sportjugend Hessen als erste Maßnahmen, die in einem Verein umgesetzt werden sollten.
Schulung zum Thema Kinderwohl: Der Sportkreis Werra-Meißner bietet einen Sensibilisierungs-Kurs zum Thema Kindeswohl am 15. September in Bad Sooden-Allendorf (18 bis 21 Uhr, Servicestelle Sport, Huhngraben 2, Bad Sooden-Allendorf, Anmeldung erforderlich) für alle Interessierten aus Sportvereinen an. Zudem soll laut Laura Heckmann, Jugendleiterin beim Sportkreis Werra-Meißner und Referentin für die Sportjugend Hessen zum Thema Kindeswohl, eine Veranstaltung im Rahmen der „Safe Kids“-Kampagne stattfinden, bei der Kinder lernen, Missbrauch zu erkennen und dagegen vorzugehen. Die Sportjugend Hessen bietet pro Jahr mehrere Schulungen zum Thema Kindeswohl an.
Text: Marius Gogolla, Redakteur Werra-Rundschau
Veröffentlicht: 03.06.2025, WR & HNA
veröffentlicht am 18.06.2025