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veröffentlicht am 02.02.2023

Vor dem Pilgern noch Imkern lehren

Schulleiter Dr. Jörg Möller geht in Ruhestand

Vor dem Pilgern noch Imkern lehren
Bad Sooden-Allendorf – „Schule ist mittlerweile ein hartes Geschäft, da muss man fit sein.“ Weil er sich aufgrund seines Gesundheitszustands nicht mehr für fit genug dafür hält, wird Dr. Jörg Möller auf eigenen Wunsch hin am heutigen Dienstag in den Ruhestand verabschiedet. Seit 2016 war der Schulleiter an der Rhenanus-Schule in Bad Sooden-Allendorf, zuvor hatte der 60-Jährige im Werra-Meißner-Kreis die Gesamtschulen in Witzenhausen und Großalmerode geleitet, davor eine Schule in Königswinter. 
Jedes Mal seien es völlig unterschiedliche Institutionen mit eigenem Charakter, eigenem Kollegium und eigener Schülerschaft gewesen, die untereinander nicht vergleichbar seien, blickt Möller zurück – dankbar, diese Vielfalt kennengelernt haben zu dürfen, wie er sagt. Wobei er „eines der ergreifendsten Erlebnisse meines Lebens“, den Fackelmarsch vom Ort des Sexualmordes an einer seiner Schülerinnen in Königswinter hin zur Schule vor 16 Jahren, wohl nie vergessen wird.
In Bad Sooden-Allendorf setzte er seine ungewöhnlich klingenden Pläne, die er kurz nach seinem Antritt verriet, problemlos um: Möller, der vier Jahre in Japan lebte, führte nicht nur eine Chinesisch-AG ein, sondern bot selbst auch Japanisch als Wahlpflichtfach an, in dem es nicht nur um die Sprache, sondern auch die fernöstliche Kultur ging. Er fuhr mit Schülern Kanu auf der Werra, stärkte als weiteren Sportschwerpunkt neben der Leichtathletik statt Basketball das Fußballspielen sowie eben den Bootssport. Für die Kanus will der Landkreis als Schulträger übrigens am Rande des Franzrasens ein Bootshaus errichtet, verriet er – nach dem Streit in der Stadt um die Nutzung des alten Bootshauses für ihn „eine gute Kompromisslösung“.
Die Oberstufe der Rhenanus-Schule sieht Möller aktuell „sehr stabil“, ihr Bestand werde nicht mehr infrage gestellt, auch wenn am musischen Schwerpunkt noch gearbeitet werde. Mit dem Weihnachtsmusical sei der neue Weg schon eingeschlagen worden.

Die nächsten beiden Jahre will er „auf jeden Fall“ weiter als Vorsitzender des Sportkreises Werra-Meißner fungieren – sein Büro wird bereits bald eingerichtet. Wenn er es gesundheitlich schaffe, wolle er das Engagement darüber hinaus fortsetzen.

Nach seiner Pensionierung plant Möller, von der Ausbildung her (auch) Ethnologe, einen 3000 Kilometer langen Pilgerpfad rund um Shikoku mit 88 Tempeln in der traditionellen weißen Pilgertracht erwandern und dabei die kleinste japanische Hauptinsel mit Land und Natur, Leuten und Volksfesten kennenlernen. Doch zur Kirschblüte in diesem Frühjahr kann er noch nicht aufbrechen. Als der Verantwortliche für die Bienen an der Schule könne er die Völker – zumindest in diesem Jahr – noch nicht alleinlassen. Jörg Möller bleibt daher noch eine Zeit lang Lehrer und lehrt nun Imkern. 

Text und Bild: Stefan Forbert
Veröffentlicht in der Werra-Rundschau, 01.02.2023
 
 
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