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veröffentlicht am 11.11.2019

„Du kannst kein Mitläufer sein“

Sportehrentag 2019

„Du kannst kein Mitläufer sein“
Mit dem Ausspruch "Wo ist Behle?" verhalf Sportreporter Bruno Moravetz dem Skilangläufer Jochen Behle bei den olympischen Spielen in Lake Placid am 17. Februar 1980 einer ungeahnten Popularität. Damals war der 19-jährige Nachwuchslangläufer aus Willingen (Hochsauerland) einer von vier bundesdeutschen Startern beim olympischen 15-Kilometer-Lauf. Mit einer frühen Startnummer ausgestattet stürmte Behle bei der 5-Kilometer-Marke an die Spitze des Feldes. Moravetz fand Behle nur auf der Liste der Zwischenzeiten. Die Fernsehkameras in den verschneiten Wäldern des Mount van Hoevenberg fangen den jungen Behle nicht ein und der ZDF-Mann ruft mit seiner tiefen Stimme fast schon verzweifelt nach Behle. 39 Jahre später fiel die Antwort auf die von Matthias Kullik gestellte Frage „Wo ist Behle?“ ziemlich genau aus. Der langjährige Skilanglaufbundestrainer besuchte den Sportehrentag in Sontra und stand im Interview Rede und Antwort.
Zu seiner aktiven Zeit bildete Behle mit dem Langlaufexperten Fritz Becker eine eigenständige Trainingsgruppe neben Nationalmannschaft. „Als Einzelsportler hast du deine eigenen Gedanken“, erklärte Behle, „du kannst kein Mitläufer sein.“ Nach dem Behle Fahnenträger der deutschen Delegation bei der Eröffnung der Olympischen Winterspiele 1998 in Nagano war, wurde er 2002 Trainer der deutschen Langläufer. Unter ihm hatte der deutsche Skilanglauf seine erfolgreichste Zeit bislang überhaupt. So gewannen seine Schützlinge René Sommerfeldt 2004, Axel Teichmann 2005 sowie Tobias Angerer 2006 und 2007 jeweils den Gesamtweltcup. Heute sieht die Zukunftsprognose nicht als zu rosig aus. „Aus einer Krähe macht man keine Brieftaube“, betonte Behle, der nur im weiblichen Bereich zwei bis drei Athletin sieht, die in die Weltelite vorstoßen können. Laut Behle wird in der Schule der Grundstein für den sportlichen Erfolg gelegt: „Die Skandinavier sind vorne, weil sie jeden Tag Sport in der Schule haben.“ Hinzu kommt die geringe mediale Präsenz. Nicht ohne Grund hat sich Denise Herrmann dem Langlauf abgewandt, um im Biathlon für Furore zu sorgen. Für den Kampf gegen Doping hatte der Eurosport-Experte einen Vorschlag im petto: „Die Prämien gehören eingefroren.“ Erst wenn die Sportler nachweislich sauber sind, sollen die Zahlungen an die Athleten herausgehen.
 
Foto und Text: Marvin Heinz.  
 
 
 
 
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