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veröffentlicht am 12.09.2019
Ehemaliger Sportkreisvorsitzender pfeift seit 50 Jahren
Fußball

Ehemaliger Sportkreisvorsitzender pfeift seit 50 Jahren
Fussball. Es läuft die 87 Minute im Fussballspiel der Kreisliga B zwischen den Reservemannschaften der SG Herleshausen/Nesselröden/Ulfegrund und der SG Frieda/Schwebda/Aue. Das Spiel ist hektisch und die Gastmannschaft versucht mit allen Mitteln noch den Ausgleich zu erzielen, nachdem Alan Schahin in Minute 75 die Südringgauer mit 2:1 in Führung gebracht hatte. Schiedsrichter Georg Blaschzok zieht beim letzten Angriff mit kleinen Schritten am Mittelpunkt das Tempo an. Es sieht nicht mehr so rund wie früher aus, aber um das Spielgeschehen genau im Blick haben, gibt der 74-jährige Referee nochmal alles. Er will eine Fehlentscheidung unbedingt vermeiden. Dies gelingt ihm. Tobias Hemmer wird freigespielt. Blaschzok hat einen guten Blick auf die Situation. Der Offensivspieler von HNU steht nicht im Abseits und macht mit einem Lupfer über den herauseilenden Markus Ziran den Sack zu. Wenig Minuten später pfeift Paule, so wird Blaschzok von vielen Sportskameraden liebevoll genannt, ab.
Im Oktober 1969 – vor fast 50 Jahren – hat Blaschzok im zarten Alter von 24 Jahren seine Schiedsrichterprüfung auf einem Jugendhof in Rotenburg mit seinen Freunden Wilfried Ewald und Klaus Rabe abgelegt. Sein Verein, die SG Sontra, brauchte Schiedsrichter und Blaschzok überlegte keine Minute: „Dass wir das dann machen, war doch klar.“ Nun soll für das Sontraer Urgestein und den langjährigen Sportkreisvorsitzenden zum Saisonende Schluss sein. „Ich höre nach der Saison auf“, bestätige Blaschzok, „mit 75 Jahren werde ich nicht mehr pfeifen.“ Höherklassige pfiff Blaschzok nie: „Hätte ich mehr gewollt, dann hätte ich die Handschuhe an den Nagel hängen müssen.“ Als Torhüter verließ „Paule“ nie die Berg- und Hänselstadt und wird noch heute von vielen alten Weggefährten als der „fliegende Fakir“ bezeichnet. Beim Herauslaufen war einen der besten seiner Zunft. Kreisfussballwart Horst Schott ist sich sicher: „Paule und ich haben uns lange um die Auszeichnung bester Torhüter im Kreis gestritten.“
In der zweiten Hälfte liegt Blaschzok mit einer Abseitsentscheidung falsch. „Darüber habe ich mich im Nahhinein selbst geärgert“, sagte Blaschzok selbstkritisch. Kreislehrwart Felix Berger sah es ähnlich, aber der Hessenliga-Schiedsrichter merkte an: „Paule ist immer zuverlässig. Er gibt nie Spiele kurz vor Tore Schluss zurück. Wir wissen, was wir an ihm haben.“ Unterdessen geht es auf dem Platz kurz verbal zu Sache. Blaschzok bleibt souverän und zieht nicht sofort wegen ein paar flapsigen Sprüchen eine Rote Karte. „Ich begegne den Spielern immer auf Augenhöhe“, so Blaschzok, „und ich weiß auch noch wie als Spieler aufgetreten bin, da hätte ich mir manchmal so einen Schiedsrichter wie mich gewünscht.“ Lässig, aber mit klarer Ansage bringt Blaschzok Ruhe ins Spiel. Es hilft – und Blaschzok lächelt.
Ein Spiel dauert auch mal länger als 90 Minuten
Interview. Wir haben mit Georg Blaschzok (74) gesprochen über…
… die Entwicklung des Schiedsrichterwesen: „Die Vereine müssen viel, viel aktiver die Schiedsrichter unterstützen. Wir sind ein hohes Gut, um den Spielbetrieb sicherzustellen. Und gerade die jungen Schiedsrichter kriegen in den Jugendligen von den Eltern so viel Kritik, da ist Zuspruch dringend notwendig, sonst zieht bald keiner mehr durch.“
… die Freude an der Arbeit an der Pfeiffe: „Jedes Wochenende freue ich mich, wenn ich von Marco Buchenau meine Spiele bekomme. Wenn ich zu einem Verein komme, wo ich alte Weggefährten begrüßen kann, da geht mein Herz auf. In Nesselröden habe ich mich gefreut Gerhard Biehl, Hans-Jürgen Rauschenberg, Wolfgang Warnke und meine ehemalige Arbeitskollegin Gitta Maier wieder zu sehen. Gerade weil mir die Kameradschaft wichtig ist, weiß meine Frau Karin, dass ein Spiel auch mehr länger als 90 Minuten dauern kann.“
… über die Regeländerungen: „Oftmals kann ich da nur den Kopf schütteln. Dass die Zuschauer das nicht mehr verstehen ist doch logisch, wenn wir noch nicht mal alle Änderungen nachvollziehen können.“
Foto und Text: Marvin Heinz.
Fussball. Es läuft die 87 Minute im Fussballspiel der Kreisliga B zwischen den Reservemannschaften der SG Herleshausen/Nesselröden/Ulfegrund und der SG Frieda/Schwebda/Aue. Das Spiel ist hektisch und die Gastmannschaft versucht mit allen Mitteln noch den Ausgleich zu erzielen, nachdem Alan Schahin in Minute 75 die Südringgauer mit 2:1 in Führung gebracht hatte. Schiedsrichter Georg Blaschzok zieht beim letzten Angriff mit kleinen Schritten am Mittelpunkt das Tempo an. Es sieht nicht mehr so rund wie früher aus, aber um das Spielgeschehen genau im Blick haben, gibt der 74-jährige Referee nochmal alles. Er will eine Fehlentscheidung unbedingt vermeiden. Dies gelingt ihm. Tobias Hemmer wird freigespielt. Blaschzok hat einen guten Blick auf die Situation. Der Offensivspieler von HNU steht nicht im Abseits und macht mit einem Lupfer über den herauseilenden Markus Ziran den Sack zu. Wenig Minuten später pfeift Paule, so wird Blaschzok von vielen Sportskameraden liebevoll genannt, ab.
Im Oktober 1969 – vor fast 50 Jahren – hat Blaschzok im zarten Alter von 24 Jahren seine Schiedsrichterprüfung auf einem Jugendhof in Rotenburg mit seinen Freunden Wilfried Ewald und Klaus Rabe abgelegt. Sein Verein, die SG Sontra, brauchte Schiedsrichter und Blaschzok überlegte keine Minute: „Dass wir das dann machen, war doch klar.“ Nun soll für das Sontraer Urgestein und den langjährigen Sportkreisvorsitzenden zum Saisonende Schluss sein. „Ich höre nach der Saison auf“, bestätige Blaschzok, „mit 75 Jahren werde ich nicht mehr pfeifen.“ Höherklassige pfiff Blaschzok nie: „Hätte ich mehr gewollt, dann hätte ich die Handschuhe an den Nagel hängen müssen.“ Als Torhüter verließ „Paule“ nie die Berg- und Hänselstadt und wird noch heute von vielen alten Weggefährten als der „fliegende Fakir“ bezeichnet. Beim Herauslaufen war einen der besten seiner Zunft. Kreisfussballwart Horst Schott ist sich sicher: „Paule und ich haben uns lange um die Auszeichnung bester Torhüter im Kreis gestritten.“
In der zweiten Hälfte liegt Blaschzok mit einer Abseitsentscheidung falsch. „Darüber habe ich mich im Nahhinein selbst geärgert“, sagte Blaschzok selbstkritisch. Kreislehrwart Felix Berger sah es ähnlich, aber der Hessenliga-Schiedsrichter merkte an: „Paule ist immer zuverlässig. Er gibt nie Spiele kurz vor Tore Schluss zurück. Wir wissen, was wir an ihm haben.“ Unterdessen geht es auf dem Platz kurz verbal zu Sache. Blaschzok bleibt souverän und zieht nicht sofort wegen ein paar flapsigen Sprüchen eine Rote Karte. „Ich begegne den Spielern immer auf Augenhöhe“, so Blaschzok, „und ich weiß auch noch wie als Spieler aufgetreten bin, da hätte ich mir manchmal so einen Schiedsrichter wie mich gewünscht.“ Lässig, aber mit klarer Ansage bringt Blaschzok Ruhe ins Spiel. Es hilft – und Blaschzok lächelt.
Ein Spiel dauert auch mal länger als 90 Minuten
Interview. Wir haben mit Georg Blaschzok (74) gesprochen über…
… die Entwicklung des Schiedsrichterwesen: „Die Vereine müssen viel, viel aktiver die Schiedsrichter unterstützen. Wir sind ein hohes Gut, um den Spielbetrieb sicherzustellen. Und gerade die jungen Schiedsrichter kriegen in den Jugendligen von den Eltern so viel Kritik, da ist Zuspruch dringend notwendig, sonst zieht bald keiner mehr durch.“
… die Freude an der Arbeit an der Pfeiffe: „Jedes Wochenende freue ich mich, wenn ich von Marco Buchenau meine Spiele bekomme. Wenn ich zu einem Verein komme, wo ich alte Weggefährten begrüßen kann, da geht mein Herz auf. In Nesselröden habe ich mich gefreut Gerhard Biehl, Hans-Jürgen Rauschenberg, Wolfgang Warnke und meine ehemalige Arbeitskollegin Gitta Maier wieder zu sehen. Gerade weil mir die Kameradschaft wichtig ist, weiß meine Frau Karin, dass ein Spiel auch mehr länger als 90 Minuten dauern kann.“
… über die Regeländerungen: „Oftmals kann ich da nur den Kopf schütteln. Dass die Zuschauer das nicht mehr verstehen ist doch logisch, wenn wir noch nicht mal alle Änderungen nachvollziehen können.“
Foto und Text: Marvin Heinz.